Höhepunkte im TAS

Geschichte

Ein besonderer Höhepunkt: „Das Fest“ (Theaterpreis 2003)

„In diesem Jahr waren sich Kritik, Kollegen und nicht zuletzt die Zuschauer schnell einig über die herausragende Qualität einer Inszenierung, die gestern Abend (8.12.03) folgerichtig mit dem Kölner Theaterpreis 2003 gekrönt wurde…“ (Kölnische Rundschau). Foto: Ozan Akhan, Richard Hucke und Hans Holzbecher.

In demselben Jahr soll ein so genannter ‚Beirat‘ beurteilen, welche der Kölner Theater Förderung verdienen. Ergebnis: Dem TAS wird der gesamte Zuschuss gestrichen.

„Theater kann Geschichten erzählen“

80er Jahre: Ars Vitalis – Huber (+ 2012), Sacher, Wilmanns

– Vor dem Auftritt in der kleinen Garderobe des ‚Sachsenring‘ dichter Rauch, es herrscht eine Sicht von weniger als 10 Zentimetern. Tabak, Schweiß, Alkohol, drei Männer spielen Karten. Wie zufällig  auf die Bühne verschlagen. Dort ein Feuerwerk von Dada und Komik, drei fantastische Musiker. Das Publikum außer Rand und Band. Die Zugabe: Ausziehen. Drei Hosen fliegen auf die Bühne, drei nackte Männer sitzen in der Garderobe und rauchen.

1988: Gerhard Rühm

Gerhard Rühm, einer der berühmten Dichter ‚konkreter Poesie‘ aus Wien liest auf der Bühne des TAS. Teil eines Gedichtes: Sektgläser, die in regelmäßigen Abständen vom Tisch gekippt, auf dem Boden hörbar in Scherben gehen sollen. Sollen. Entweder sind die Gläser zu stabil, oder die Bühne des Sachsenring zeigt sich Glasgnädig. Mehrere Versuche scheitern. Die Lesung konkreter Poesie wird ein unvergesslicher Abend.

1988: DAS ERSTE STÜCK – mit Christa Fast

Die Premiere des ersten Theaterstücks im TAS: FRAU ARMAND TRIFFT ROSA LUXEMBURG NICHT von Hannelore Honnen nach Rosa Luxemburg und Colette – Eine Frau aus kleinen Verhältnissen träumt von großen Ereignissen – und Rosa, die Revolutionärin, kümmert sich in der Haft um die kleinen Dinge des Lebens. Die beiden Frauen begegnen sich nicht. Eine experimentelle Theaterproduktion, ein Spiel mit Kassettenrecorder, Stimmen, Briefen und einer Schauspielerin, noch bevor der Begriff ‚experimentell‘ in Mode kam. Das ZDF berichtet über die einzige Theaterproduktion zu Rosa Luxemburg im Jahr 1988. In der Hauptrolle die Schauspielerin Christa Fast (+2006), die mit Conny Plank das legendäre Tonstudio betrieb. Hier entstehen die Alben von Kraftwerk, Annie Lennox und die Aufnahmen zu diesem Stück.

1989: „Neues aus der DaDaeR“ – Wenzel/ Mensching

Die DDR-Kabarett-Preiträger Hans-Eckart Wenzel und Steffen Mensching kommen 1989 zu zwei Gastspielen nach Köln ins TAS. Wer verstaubte Polit-Witze zur Versorgungslage erwartet, wird überrascht. Die Auftritte der DDR-Clowns werden Vorstellungen der unbekannten Art. Wildes und anarchistisches Clownstheater, Shanties, Tänze mit Notenständer, das absurde Leben in der DaDaeR in Poesie und Liedern verdichtet.

Ein sensationelles Gastspiel – keine Presse, wie so oft. Bis die Künstler den Heine-Preis erhalten. Jetzt schicken auch die Kölner Redaktionen hektisch ihre Journalisten nach Berlin (!) um berichten zu können.

Eine Beziehung entwickelt sich. Es wird gespielt, gegessen, diskutiert. Die Kabarettisten verabreden einen gemeinsamen Abend mit dem ‚Duo Vital‘ (Thomas Reis und Peter Vollmer), die im TAS „Das Deutsche Reicht“ spielen. Im November spielen Wenzel/ Mensching auf der großen Kundgebung in Ost-Berlin. Ein zusätzliches, für Dezember 1989 verabredete Gastspiel im TAS wird nun von Seiten der Künstler abgesagt, sie seien jetzt in ihrem Land gefragt. Der beeindruckende Brief hängt immer noch im Theater aus. Ein Zeitdokument.

1991: Joachim Król

Joachim Król ist zu Beginn seiner Karriere als Gast auf der Bühne des ‚Sachsenring‘ in einem wunderbaren Kurzauftritt zu sehen – in der absurden Theaterproduktion „Wursttheke II“ mit Werner/ Nußbaum/ Niederfahrenhorst. Das Publikum, das sich durch den Verlauf des Stückes bereits daran gewöhnt hat, drei Männer in den merkwürdigsten Situationen zu beobachten, wird von einer neuen Erscheinung überrascht. Król taucht auf, gießt eine Pflanze und verschwindet wieder.

Manfred O. Tauchen, (DÖF, ‚Watzmann‘)

spielt in dem Stück „Die Malerin“ von Hannelore Honnen einen kraftvollen Christof Columbus, zusammen mit der jungen Nicole Kersten (später Staatstheater Mainz). In seiner unbändigen Art spielt Tauchen bis er auf der Bühne des TAS einbricht. Er taucht unverletzt aus dem 50-Zentimeter-Abgrund wieder auf – und spielt weiter. Die nächsten Vorstellungen müssen ausfallen – die Bühne wird verstärkt.

1991: THEATERFESTIVAL IN VOLGOGRAD, UdSSR

Am 19. September 1991 berichtet die Prawda auf der Titelseite über die Eröffnung des Internationalen Theaterfestivals im NET, dem Neuen Experimental Theater Volgograd. Mit Brot und Salz, Tänzen und Reden werden die Delegationen, u.a. aus Georgien, Kanada, USA oder Ägypten, begrüßt. Nach dem Abspielen der Hymnen begegnet die Kölner Delegation einer Abordnung der Kriegsveteranen von Stalingrad. Für die Stadt Volgograd hat der Besuch der deutschen Delegation besondere Bedeutung. Das Theater am Sachsenring ist sich der Verantwortung bewusst. Die Stadt Köln weniger. Anders als die anderen Nationen entsendet sie keinen offiziellen Vertreter.

Intendant Otar Djangisherashwili hat während eines Besuches in Köln das Theater am Sachsenring ausgewählt. Es spielt während des Festivals unter anderem „Die Wut“ – eine Bearbeitung von Dostojewskis „Aus dem Dunkel der Großstadt“ in einer Inszenierung von Hannelore Honnen, diese Fassung wird aufmerksam beobachtet und in der Pravda mit der Schluss-Bemerkung bedacht: „Lasst uns zu Dostojewski zurückkehren“. Außerdem singt Joe Knipp seinen „DeutschlandTango“. Pianist Stephan Schleiner begleitet den Abend im ausverkauften Saal des Theaters auf einem roten Flügel Marke ‚Oktober‘. Die Poesie der leisen Töne wird trotz Sprachbarriere vom Publikum verstanden. Die Zuschauer sind elektrisiert. Zwischen Wandmalereien und Samtvorhängen, fliegen am Ende des Abends Rosen von den Balkonen auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Ein berührendes Erlebnis.

1994: De Bläck Fööss

De Bläck Fööss treten zum 7jährigen Jubiläum des TAS auf. Zum ersten Mal ohne Tommy Engel. Zum ersten und einzigen Mal mit Schauspieler Hans Holzbecher in der Rolle des Frontman. Sie spielen und singen gemeinsam die schönsten Songs. Das Theater ist ausverkauft, das Publikum hingerissen. Ein wahrhaft einmaliges Konzert.

90er Jahre: Tony Dunham

Der Londoner Autor von Gesellschafts-Komödien wie ‚Traumfrau, verzweifelt gesucht‘ oder ‚Liebe, Sex und Therapie‘, sucht Anfang der 90er Jahre in Köln eine Theaterbühne für seine Stücke und findet eine Heimat im TAS. Hier kommen fast alle seiner Stücke in englischer Sprache zur Uraufführung. 2000 schreibt er als ‚Writer in Residence‘ ein Stück über BB – ‚echt brecht‘. Es kommt im umgebauten Plenarsaal des Oberlandesgerichts unter der Regie von Joe Knipp zur Uraufführung und wird ein großer Erfolg. Wie bereits 1997, zum 10jährigen Bestehen, das Stück CLOUDBUSTER – DIE FUNKTION DES ORGASMUS. „Intelligente Unterhaltung“, schreibt der Stadtanzeiger.

2001: Joe Knipp wird zum Vorsitzenden der Kölner Theaterkonferenz gewählt

Die Kölner Theaternacht wird gegründet. Die Vielfalt der Theaterszene wird zum Thema, es soll eine bessere Förderung geben. Das Kulturamt stellt sich dagegen. Die Zusammenarbeit mit den städtischen Bühnen (Foto: mit geschäftsführendem Intendanten Peter Raddatz) wird gestärkt.

2003: DAS FEST

Für die Inszenierung von Vinterberg/ Rukov „DAS FEST“ wird die Bühne für die 11 Schauspieler weit in den Zuschauerraum vergrößert. Spannungsgeladene, stets ausverkaufte Vorstellungen beginnen. Die Schauspieler laufen jeden Abend zu Hochform auf. Dichte, fast unerträgliche Abende. Die Inszenierung wird 2003 mit dem Kölner Theaterpreis ausgezeichnet. 2005 gastiert das TAS mit seiner Inszenierung in der Schlosserei des Schauspiels Köln.

Ab 2007: Rongen, Zurmühlen, Koch

Direkt von einer Schauspielschule in die erste Rolle engagiert. So erging es Daniel Mutlu, Inka Lioba Bretschneider, David N. Koch, Katja Gorst, Jennifer Tilesi Silke und anderen Absolventinnen und Absolventen. Signe Zurmühlen spielte 2011 als erstes die ‚Ophelia‘ im HAMLET und wird nach einer Vorstellung als Sprecherin für den WDR und Eins Festival (heute ‚One‘) engagiert. Daniel Mutlu wird Ensemblemitglied in Kaiserslautern, David N. Koch macht Filme und spielt an unterschiedlichen Theatern. Sein Solo KAFKAS WELTEN bleibt legendär. Jennifer Tilesi Silke spielt in Koblenz. Celina Rongen spielte 2011 in Hannelore Honnens SATISFAKTION – Spengler/Walser/Benjamin (nominiert für den Theaterpreis) und in einer Komödie von Tony Dunham. Danach titelte der Express (damals noch mit Kulturteil): „Kölns neue Traumfrau“. Sie geht nach Berlin – und fünf Jahre später spielt sie Hauptrollen am Berliner Ensemble und wird Ensemblemitglied in Mannheim und am Staatstheater Stuttgart. Herzlichen Glückwunsch!

2016: DER GOTT DES GEMETZELS

Nach einer Inszenierungsarbeit in Hamburg sieht der Theaterleiter das ‚Gemetzel‘ in der Karin-Beier-Inszenierung. Das Stück fehlt nun in Köln. Die Rechte sind frei und die Besetzung wird ideal: Richard Hucke, Doris Lehner, Bettina Scholmann und Julian Baboi. Ein Bühnen-Kampf der komischen Sorte. Das Publikum ist begeistert. Das richtige Stück am richtigen Ort.

Erste Szene in Gott des Gemetzels im Theater am Sachsenring Köln

2017: DIE BEFRISTETEN

Die Kritikerin Alida Pisu schreibt über DIE BEFRISTETEN: „Eine nachdenklich machende Inszenierung, die nicht so schnell abzuhaken ist. Weil sie sich sehr davor hütet, auch nur eine Frage beantworten zu wollen. Und das ist auch gut so. Theater muss Fragen stellen. Gerade dann, wenn es um die letzten, die existenziellen Dinge geht“.

2018: Literatur

Gerlis Zillgens richtet einen regelmäßigen Literatursonntag aus. Wunderbare Lesungen und Diskussionen finden statt – etwa mit Claudia Schreiber („Emmas Glück“) oder zum Thema Übersetzungen. Frank Heibert erzählt unter anderem, welche Hürden sich bei den Dialogen im Theaterstück „Der Gott des Gemetzels“ ergaben. Joe Knipp und Richard Hucke erzählen ihrerseits vom Umgang mit dem Text während der Inszenierungsarbeit.

2019: PÜDEL TAM TAM

„Ein großer Wurf“ – schreibt die Presse. Die „dystopische Revue“, eine letzte Arbeit von Texter Joe Knipp mit Komponist Albrecht Zummach, wird getragen vom wilden Spiel der drei Püdel Anna Möbus, Nina Ruhz und Sharon Edelstein, die in der Folge für den Schauspieler-Nachwuchspreis PUCK nominiert wird.

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